Das bayerisch-tschechische Projektteam verfolgte einen interdisziplinären und anwendungsorientierten Forschungsansatz. Es war an der Schnittstelle von Historischer Geographie, Politikwissenschaften und Soziologie angelegt, verband historische und gegenwartsbezogene Perspektiven und arbeitete im Sinne einer Methodentriangulation sowohl qualitativ als auch quantitativ.
Grundlage für die Evaluationsstudie war eine mögliche Weiterentwicklung des Landatlas, der für die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen des Projektes Monitoring Ländliche Räume vom damaligen Johann Heinrich von Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig entwickelt wurde. Ausgehend von den statistischen Daten für die Bundesrepublik Deutschland wurde eine mögliche methodische Übertragung auf grenzüberschreitende Raumstrukturen am Beispiel der bayerisch-böhmischen Grenzregion getestet. Genutzt wurden dafür statistische Daten in beiden Ländern seit 1990, die für die Phase der postsozialistischen Transformationen kleinräumig in den ländlichen Räumen Ostbayerns und Westböhmens politische, ökonomische, administrative und zivilgesellschaftliche Entwicklungsprozesse sichtbar machten.
Über Interviews mit Akteuren der bayerisch-tschechischen Zusammenarbeit wurden die akteursbezogenen Perspektiven auf die grenzüberschreitenden Entwicklungsprozesse seit 1990 räumlich differenziert und im Kontext des politischen Mehrebenensystems beider Länder rekonstruiert. Zudem fand eine quantitative Befragung von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in den bayerisch-böhmischen Teilgebieten der Euregio Egrensis und der Euregio Bayerischer Wald – Böhmerwald – Unterer Inn statt.
Die Daten wurden auf der Grundlage der wissenschaftlichen Konzepte shrinking regions und learning regions interpretiert. Die Ergebnisse wurden für die Ausarbeitung politischer und administrativer Entwicklungsstrategien in Bayern und Tschechien genutzt, um prognostische Handlungsempfehlungen für künftige ländliche Entwicklungsprojekte in der gemeinsamen Grenzregion zu entwickeln.
Arbeitskontext: Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Professur für Historische Geographie
Kooperationspartner: Univerzita J. E. Purkyně, Ústí nad Labem; Česká Zemědělská Univerzita, Praha
Projektförderung: Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur; Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik
Projektlaufzeit: August 2019 – Dezember 2021